Mich stört es, wenn bei einer Wahl Leute kandidieren, die bereits ein Mandat auf anderer politischer Ebene haben, teilweise dort sogar ein Amt wahrnehmen.
Insbesondere die größeren Parteien sind hier gemeint. Doch gerade die haben aufgrund vieler Mitglieder eigentlich die geringste Wahrscheinlichkeit ihre Listenplätze und Wahlkreis-Kandidaturen nicht anderweitig besetzen zu können.
Wer sich hat aufstellen lassen sollte bis zum Ende der Legislatur festgelegt sein, egal ob an anderer Stelle Türen selber aufgestoßen werden oder sie von der anderen Seite geöffnet werden. Solche Wechsel lassen Glaubwürdigkeit und Ernsthaftigkeit vermissen, ich würde sogar soweit gehen und sagen das ist aktive Missachtung und Respektlosigkeit vor denen die sie gewählt haben.
Auch bei dieser Bundestagswahl kommt das wieder einmal vor. Wie seht ihr das?
Das klingt nach meinem schlimmsten Albtraum. Das würden vor Allem Spinner, Sektierer und Extremisten nutzen.
Pegida? Machen die jetzt hauptberuflich. Nazikameradschaft? Ab jetzt Vollzeit hetzen und dafür bezahlt werden. Islamisten, die Khalifat für Deutschland fordern? Fordern die Sharia jetzt bezahlt.
Was denkst du wie Leute politische Netzwerke aufbauen und pflegen? Eine Hand wäscht die andere.
Ein Amtsträger muss es sich erstmal leisten können auf seine Privilegien zu verzichten und es sich mit seinem Netzwerk zu verscherzen.
Gesellschaft und ihre Gestaltung (mein Synonym für Politik an dieser Stelle) betrifft nun mal alle. Wer tatsächlich von einer Bezahlung angezogen wird, ließe sich ja ausprobieren. These: Es würde neben den von dir benannten Gruppen auch Leute ansprechen, die ihre Anliegen einbringen und verstärken wollen, aber beispielsweise durch Erziehung, Pflege, Lohnarbeit behindert werden beziehungsweise überdurchschnittlich viel Lebenszeit dort gebunden ist. Damit Politik eben nicht zum alleinigen Beruf wird und nebenbei Einflüsse aus anderen Lebensbereichen bekommt kann die Bezahlung ja im kleineren Maßstab und in Relation zu anderen Einkommens- und Vermögensquellen stattfinden.
(Mal schauen wie brauchbar die Metapher ist, wenn es unklar wird, sage ruhig bescheid): Was aber wenn eine Hand die andere wäscht, aber einen Handschuh übergestülpt hat? Sie macht die andere nass, bleibt aber selber durch eine zusätzliche Schicht trocken. Wenn es einen wechselseitigen Nutzen gibt halte ich das nicht per se nicht schlecht, nur ist der Nutzen hier und da sehr eng gefasst. Korruption und fragwürdige, teils undemokratische Auswüchse von Lobbying bilden ein zu starkes Gegengewicht zu (eher) uneigennützigen oder wenigstens breiter aufgestellten politischen Netzwerken.
Finanziell sollte es noch vergleichsweise leicht sein. Insbesondere bei denjenigen die durch eine Wahl ein Amt oder Mandat bekommen haben wäre es schon sehr kurzsichtig in diesem eng abgesteckten Zeitraum privat hohe Investitionen zu machen oder den eigenen Lebensstandard schlagartig sehr stark zu erhöhen. Für mich wäre es beispielsweise verlockend deutlich angenehmer als jetzt zu wohnen, aber meine Vernunft würde mich eindringlich darauf hinweisen einen Teil meiner Schulden abzubezahlen und sonst kleine Schritte zu machen. So ist es im doppelten Wortsinn leistbar Privilegien auch wieder abzugeben damit sie neu verteilt werden können und ein Kreislauf entsteht.
Einmal gewonnenen Einfluss wieder abzugeben und damit auch ein beachtliches Stück Selbstwirksamkeit zu verlieren ist schon deutlich schwerer. Für sich selbst, mitunter aber auch für alle die indirekt und nicht unwesentlich von der eigenen Politik profitieren. Dennoch beruht das Sich-verscherzen (mir fehlt gerade ein besseres Wort) auf einer in meinen Augen queren Annahme. Ein Netzwerk im Rücken zu haben ist ja schön und gut, gänzlich ohne bekommt der Beruf noch mehr Schattenseiten. Trotzdem sollte das nicht der sprichwörtlich seidene Faden sein von dem so viel abhängt. Denn ein Netzwerk knüpft Bedingungen an seine Unterstützungsleistung. Es wäre schön, wenn wir an einem Punkt ankommen an dem mir freundlich-zugewandte und politisch nahestehende helfen, weil ich ihnen widerum helfe selber Politik zum Beruf zu machen.