In meinen Kreisen von mindestens Bekannten (Arbeitsplatz, Freundeskreis, Familie) mische ich mich ein und widerspreche noch eher wenn mir etwas übel aufstößt. Doch in der Öffentlichkeit bin ich zuletzt noch einmal deutlich zurückhaltender geworden.

Wegen Ereignissen wie diesen sehe ich mich in diesen Zeiten aber zerrissen zwischen Haltung zeigen und Zurückhaltung üben.

Mir fehlt es an Kraft und Stärke, ich habe keine Kampfsport-Fähigkeiten, trage kein Abwehrspray oder so mit mir herum und habe einige Einschränkungen die mich neben der Vernunft davon abhalten mich (körperlich) auseinaderzusetzen.

Ich gehe zum Beispiel inzwischen nicht mehr zu Demonstrationen und Kundgebungen, bei denen mir wahrscheinlich nicht genug teilnehmen um mich sicher zu fühlen. Das alleine ist schon ein trauriger Teufelskreis. Symbolik in Form von Schildern, Klamotten und dergleichen trage ich davor und danach auch nicht mehr.

Es ist es mir allerdings ein Bedürfnis mit Regenbogen-Farben, Refugees Welcome, Ablehnung von Faschismus und Nationalsozialismus oder vergleichbarem auch im Alltag (auch nebenbei/passiv) Solidarität zu zeigen. Mit einer anderen Normalität und Humanität dagegen zu halten um Verbundenheit auszudrücken, den stetig weiter klaffenden Spalt mit aufzuhalten.

Eine klare Haltung und Abgrenzung innerhalb der eigenen Blase(n) ist nicht genug, Front gegen Front bringt es auch nicht an jeder Stelle. Wie ist es zu schaffen die Menschenwürde hochzuhalten, problematisches beim Namen zu nennen ohne dabei eine so starke Provokation auszulösen die das Risiko für körperliche, geistige und gesellschaftliche Schäden noch weiter steigen lässt?

Politisch-strukturell passiert mir persönlich seit Jahrzehnten deutlich zu wenig (zuletzt unter anderem die verschleppte AfD-Verbotsprüfung, die Aufarbeitung des 19. Februar in Hanau). Umso schwieriger, aber zeitgleich auch wichtiger werden individuelle beziehungsweise kollektive Aktionen. Liberale wie radikale.

  • lurch (he/him)
    link
    fedilink
    arrow-up
    2
    ·
    18 hours ago

    Man tut, was man kann. Wenn’s trotzdem alles den Bach runter geht, war’s wenigstens nicht Deine Schuld.